Schriftenreihe Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland Band 2

Mordechai Eliav:
Jüdische Erziehung in Deutschland im Zeitalter der Aufklärung und der Emanzipation.
(Zuerst: Jerusalem 1960) Aus dem Hebräischen von Maike Strobel.
Münster, New York, München, Berlin 2001: Waxmann Verlag
Inhaltsverzeichnis


Vorwort der Herausgeberinnen

Die vorliegende Schrift des in Köln gebürtigen israelischen Historikers Mordechai Eliav erschien zuerst 1960 in Jerusalem auf Hebräisch.

Unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen in- und außerhalb Deutschlands, die mit der Erforschung der deutsch-jüdischen Geschichte befaßt sind, gilt Eliavs Schrift seit vielen Jahren als Klassiker. Aber die Sprachbarriere hat dazu geführt, daß das Werk bisher in Deutschland weit weniger rezipiert worden ist, als ihm gebührt; viele Interessierte mußten sich damit begnügen, die bibliographischen Angaben der deutschsprachigen Literatur auszuwerten, oder sie behalfen sich mit der Lektüre der in deutscher Sprache erschienenen Aufsätze Eliavs, des im Bulletin des Leo Baeck Instituts unter dem gleichen Titel wie das Buch erschienenen Artikels (1960) und des Aufsatzes Die Mädchenerziehung im Zeitalter der Aufklärung und Emanzipation im von Julius Carlebach herausgegebenen Sammelband Zur Geschichte der jüdischen Frau in Deutschland (1993). Mit dieser Ausgabe steht Eliavs gesamte Schrift nun erstmals in deutscher Sprache zur Verfügung.

Einige ältere Studien zur allgemeinen deutsch-jüdischen Geschichte erfassen nur Aspekte der bildungsgeschichtlichen Thematik, so etwa Ludwig Geigers Geschichte der Juden in Berlin (1871) oder Moritz Sterns Arbeiten aus den 1920er und 1930er Jahren. Moritz Güdemanns Schrift zum Jüdischen Erziehungs- und Unterrichtswesen in Deutschland (1891) gehört zu den wenigen deutschsprachigen Untersuchungen der deutsch-jüdischen Bildungsgeschichte, reicht jedoch nur bis zur Mitte des 18. Jahrhundert. Eliavs Darstellung setzt genau zu dieser Zeit an und endet im späten 19. Jahrhundert. Eine ihrer Stärken ist es, neben den modernisierenden Ansätzen in der deutsch-jüdischen Bildungsgeschichte auch die Entwicklungen innerhalb des traditionell orientierten jüdischen Erziehungswesens zu verfolgen. Eliavs Werk stützt sich auf zahlreiche Archivalien und andere schwer zugängliche Quellen und ist an Detailreichtum außergewöhnlich. Da es alle deutschen Regionen umfaßt, bietet es Basis und Anregung sowohl für Fallstudien und übergreifende analytische Forschungen als auch für regionale Vergleiche.

Obwohl inzwischen weitere Forschungen erschienen und auch neue Forschungsansätze hinzugekommen sind, ist das Werk für die deutsch-jüdische Bildungs- und Schulgeschichte nach wie vor grundlegend. So stützen sich etwa regionalspezifische Untersuchungen zur Geschichte des jüdischen Schulwesens in Deutschland wie Claudia Prestels Jüdisches Schul- und Erziehungswesen in Bayern 1804-1933. Tradition und Modernisierung im Zeitalter der Emanzipation (1989) oder Dorothee Schimpfs Emanzipation und Bildungswesen der Juden im Kurfürstentum Hessen 1807-1866 (1994) auf Eliavs Darstellung als Standardwerk. Auch in der von Michael A. Meyer besorgten vierbändigen Deutsch-jüdischen Geschichte in der Neuzeit (1996, I, 375) ist Eliavs Schrift als das erste systematische Werk über den Wandel auf dem Gebiet der jüdischen Erziehung in Deutschland im Übergang zur Moderne hervorgehoben worden. Nicht zuletzt haben wir während der Vorbereitung der als Band 1 unserer Schriftenreihe erschienenen Quellensammlung Chevrat Chinuch Nearim - Die jüdische Freischule in Berlin (1778-1825) im Umfeld preußischer Bildungspolitik und jüdischer Kultusreform etliche Hinweise auf Quellen und Fundorte aus Mordechai Eliavs Buch gewonnen; ein Teil des von ihm verwendeten Materials ist inzwischen in dieser Sammlung zugänglich.

Um die Publikation der Schrift hatte sich vor einiger Zeit bereits der Historiker Friedrich Battenberg in Verbindung mit Aschkenas, Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden bemüht. Im Einvernehmen mit ihm und auch auf Wunsch des Autors erscheint das Buch nunmehr in der Schriftenreihe Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Darüber freuen wir uns als Herausgeberinnen, nicht zuletzt auch deshalb, weil damit langjährige Vorbereitungen schließlich Früchte tragen.

Die Herausgeberinnen danken jenen Personen und Institutionen, die zum Zustandekommen dieser deutschsprachigen Ausgabe beigetragen haben, besonders Prof. Dr. Walter Zwi Bacharach und Prof. Dr. Shmuel Feiner vom Braun-Lehrstuhl für die Geschichte der Juden in Preußen an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan, Israel, ferner der Behörde für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg, vor allem Dr. Schindler, der Universität Hamburg sowie der Karl H. Ditze-Stiftung. Der Judaistin Maike Strobel M.A. vom Salomon Ludwig Steinheim-Institut in Duisburg danken wir für die Mühe der Übersetzung und die Ergänzung neuerer bibliographischer Angaben, die sie in enger Absprache mit dem Autor vorgenommen hat.

Wir sind dankbar, daß Prof. em. Dr. Eliav dieses wichtige Buch für die Ausgabe in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt hat. Wir hoffen, daß diese Publikation für ihn auch biographisch eine späte Genugtuung darstellt.

 

IL. Letzte Änderung: 23. Februar 2004