Ingrid Lohmann  
Schindlers Liste revisited oder `Den Holocaust lehren´? Druckfassungen sind erschienen in: Forum Wissenschaft 12 (1995) 1, 50-55 und in: Helmut Schreier, Matthias Heyl (Hrsg.): "Daß Auschwitz nicht noch einmal sei..." Zur Erziehung nach Auschwitz. Hamburg 1996, 205-219.

 

 

 

 

 

Wie kann man die Wirklichkeit der planvollen, heimtückischen Ermordung eines großen Teils des jüdischen Volkes durch die Nazis unter Duldung der Mehrheit der Deutschen für nachwachsende Generationen erweisen? Die Antwort auf diese Frage hängt mit den strukturellen Problemen der Erkenntnis jener Realität zusammen, die man inzwischen als die Postmoderne bezeichnet. Das American Jewish Committee ließ kürzlich eine Umfrage durchführen, in der gefragt wurde: "Erscheint es Ihnen möglich oder erscheint es Ihnen unmöglich, daß die Vernichtung der Juden durch die Nazis niemals stattgefunden hat?" Nur 65% der Befragten waren frei von Zweifeln darüber, daß der Holocaust eine historische Tatsache ist.

Hierin tut sich nicht einfach Antisemitismus kund, sondern eben das allgemeinere, durch den Begriff der Postmoderne bezeichnete Problem des Realitätsbezugs von Erkenntnis, Wissen und Überzeugungen. Dies erwies sich bei einer gezielten Überprüfung der Umfrage. In der gleichen komplizierten Satzkonstruktion einer doppelten Verneinung wurde nach der Auffassung darüber gefragt, ob sich die Landung von Astronauten auf dem Mond tatsächlich ereignet habe. Wie sich ergab, waren hierüber absurd wenige, nämlich nur 61% der Befragten, nicht im Zweifel. Die in der gleichen Überprüfung mit dem einfachen Satz gestellte Frage, "Glauben Sie, daß der Holocaust stattgefunden hat?", wurde nun dagegen von 89% der befragten US-Amerikaner bejaht (1).

Die heute zu erfahrende Komplizierung der Verhältnisse zwischen Wirklichkeit und Wissen über die Wirklichkeit ist zuweilen als "Eklektizismus der Bilder, Mangel an originalen Quellen und endlose Reproduktion von Kopien von Kopien" charakterisiert worden. "Unsere Anzeigen, unsere Architektur, unsere Filme und Bücher sind heute", so heißt es, "gemeinhin nichts als aus Stilen und Bildern zusammengesetzte Pasticcios aus hundert verschiedenen Quellen. Wir sind nicht mehr zu schockieren". Man mag die Tatsache, daß unsere Realitätswahrnehmung eine hochvermittelte und stets neu zu konstruierende ist, in allen möglichen Zusammenhängen achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Weniger leidenschaftslos muß diese Reflexionswirklichkeit im allgemeinen jedoch betrachtet werden, wenn es um Geschichte geht. "Werden wir angesichts des postmodernen Strudels der Bilder in der Lage sein, uns auf unsere Vergangenheit einen Reim zu machen?" - fragt Elliot Neaman in der jüdisch-amerikanischen Zeitschrift Response (2).

Der Film Schindlers Liste ist auch in diesem Sinne ein herausforderndes Medienereignis. Eben mit Blick auf jenes Spannungsverhältnis von Geschichte und Reflexionswirklichkeit ist z.B. problematisiert worden, ob sich im Massenbewußtsein ein Film wie Schindlers Liste, was seinen Wahrheitsgehalt betrifft, von Hollywoodproduktionen wie E. T. oder Jurassic Park unterscheidet. Viele Reaktionen aus dem jüngeren Publikum legen allerdings den - besonders für Pädagogen denkwürdigen - Schluß nahe, daß "Schindlers Geschichte... um so glaubwürdiger (ist), weil sie der Schöpfer von 'E.T.', 'Indiana Jones' und 'Jurassic Park' erzählt und nicht die Bundeszentrale für politische Bildung" (3). Weltweit ist Schindlers Liste binnen kürzester Zeit zum definitiven Ausgangspunkt und Rahmen für die - gerade auch pädagogische - Auseinandersetzung mit dem Holocaust avanciert. Ob Pädagogen dies gutheißen oder nicht: Der Film und seine globale kulturindustrielle Vermarktung scheinen auf absehbare Zeit den Rahmen dafür vorzugeben, wie der Holocaust als historisches Geschehen in die Köpfe kommt (4).

 

Die Story:

"Oskar Schindler, Bonvivant, Spekulant und Charmeur, ein Industriellensohn aus Mähren, Liebhaber schöner Frauen, brillanter Geschäftsmann, gutaussehender blonder Deutscher - dieser Mann übernimmt 1939 in Krakau eine 'arisierte' Emailfabrik. Seine Arbeiter sind Juden, sie haben es gut bei ihm. Binnen kurzem ist Schindler mit jedem wichtigen Nazi in Krakau 'befreundet', er macht großzügige Geschenke, arrangiert ausschweifende Feste, besticht, wo es sich lohnt. 1942, bei der Auflösung des Krakauer Gettos, sieht er mit an, wie Juden zusammengetrieben und auf der Straße erschossen werden. Er sagt später dazu: 'Seit damals mußte jedem denkenden Menschen klar sein, was geschehen würde. Und ich nahm mir fest vor, das zu verhindern.' Schindler verhindert es in den nächsten Jahren mit allen Mitteln. Er wird zur Hoffnung vieler, die vor allem unter der unglaublichen Willkür des KZ- Kommandanten Göth leiden. Und wenn er auch gegen den organisierten Massenmord nichts tun kann, so schafft er es doch, Personen, die er irgendwie für seinen Betrieb reklamieren kann, noch aus den Transportzügen und den Todeszellen des KZs herauszuholen. Ende 1944 scheint dies alles zusammenzubrechen. Sämtliche Lager um Krakau sollen aufgelöst, ihre Insassen nach Auschwitz gebracht werden. Und noch einmal hat Schindler Erfolg. Er bekommt die Genehmigung, seine Fabrik und seine Arbeiter nach Brünnlitz in Mähren umzusiedeln. Über tausend Juden stehen auf seiner Liste, sie entgehen dem sicheren Tod. Die Geretteten schmieden aus eigenem Zahngold einen Ring, in den sie den Talmud-Spruch gravieren: 'Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt'" (5). Soweit der Klappentext in der deutschen Ausgabe des Romans Schindlers Liste.

Claude Lanzmann, dessen vielstündige Dokumentation Shoah die Süddeutsche Zeitung als "das absolute Gegenstück zu Spielbergs Projekt" bezeichnet, hat zornig und vehement zu Schindlers Liste Stellung bezogen: "Ich dachte wirklich mit Demut und Stolz, es gäbe ein Vor und ein Nach Shoah, und ich dachte, nach Shoah könnte man bestimmte Sachen nicht mehr machen. Spielberg hat sie nun gemacht". Lanzmann spricht hier von seinem Film, nicht von der Judenvernichtung als historischer Tatsache - und verwirrt damit offenbar selber die Ebenen. Er "mag Spielbergs Filme, er nennt ihn virtuos. Aber 'die Fiktion ist eine Überschreitung, ich glaube zutiefst, daß es bestimmte Dinge gibt, die der Darstellung untersagt sind'... 'Die Bilder töten die Imagination'" (6). In welche Aporien diese Position gerät, hat Siegfried Kohlhammer gezeigt; er setzt sich mit der Frage auseinander, ob es legitim ist, Grausamkeiten wie den Holocaust in Verbindung mit Elementen von Unterhaltung, entertainment, darzustellen: "Unterhaltung und Holocaust - geht das zusammen, darf das zusammengehen?". Kohlhammer erinnert dabei an das Bilderverbot in der jüdischen und islamischen Religion; diesem zufolge darf über Gott als das Absolute "wegen dessen Unbeschränktheit und letztlichen Unbegreifbarkeit nur in negativen, konkrete Eigenschaften verneinenden Periphrasen gesprochen werden". Es ergebe sich damit "eine recht verstörende Analogie... zwischen dem Bilder- und Darstellungsverbot in Sachen Gott und dem im Fall des Holocaust. Zumindest der Verdacht, daß dieses Verbot auf einer Sakralisierung, Vergöttlichung, einem Absolutsetzen des Holocaust beruht, scheint nicht völlig abstrus" (7).

Hinter all dem steckt nicht zuletzt die Frage, ob eine Vermarktung des Holocausts vermieden werden muß. Aber ist nicht die Kommodifikation des Holocausts, sein warenförmig- Werden, ein Signet für die heutige global-ökonomische Wirklichkeit, historisch also unhintergehbar (8)?

Es ist risikoreich, sich mit einem Film zu beschäftigen, der viele Zuschauer tief bewegt hat und den Politiker und Publizisten in Deutschland als das Medium historischer Bildung zum Thema Holocaust mit Nachdruck empfehlen. Frank Schirrmacher fordert in seinem Leitartikel in der FAZ: "Jeder sollte diesen Film sehen", und erklärt zugleich kritische Stimmen zu diesem, wie er sagt, "zutiefst unideologischen Film" sämtlich ihrerseits für "ideologische Vorbehalte" (9); Schuldezernate organisieren verbilligte Sondervorführungen für Schulklassen (10); mehrere bundesdeutsche Kultusminister appellieren an Lehrer und Schüler, den Film "als Bestandteil des Unterrichts anzusehen" (11). Auch in den USA hat der Film breite offizielle Anerkennung erfahren. "Go see it", rief Präsident Clinton nach der Uraufführung emphatisch aus, und die Verleihung von sieben Oscars unterstreicht den medienpolitischen und kulturindustriellen Rang von Schindlers Liste (12). In den USA sollten Aufführungen des Films, der die europäischen Juden als Opfer des Horrors zeigt, sogar die Beziehungen zwischen amerikanischen Schwarzen und Juden, speziell in städtischen Highschools und Universitäten verbessern helfen (13). Dort "ist die Frage nach der Einmaligkeit des Holocaust, die in Deutschland - zumindest bis zum Historikerstreit - noch als Tabu galt, ...längst den erzieherischen Erfordernissen einer multiethnischen Gesellschaft geopfert worden" (14).

In vielen Stellungnahmen, einschließlich der des Regisseurs Steven Spielberg selber, wird die historische Treue und nachgerade dokumentarische Übereinstimmung des Films mit wirklichem Geschehen im Nationalsozialismus der Jahre 1942-45 betont. Natürlich ist andererseits auch längst angemerkt worden, daß zwischen dem wirklichen Geschehen des Holocausts insgesamt und diesem einen Ausschnitt daraus Welten liegen. Dies in Rechnung gestellt, so liegen aber auch zwischen dem ausschnitthaften Gegenstand, seiner filmischen Erzählung und deren Vermarktung zahlreiche höchst komplexe Vermittlungen: Mediatisierungen, die sich zur Immaterialisierung des Holocausts auf den Märkten der Massenkultur verdichten. Es ist sogar der Satz gefallen, daß durch diesen einen Film der deutsche "Faschismus mit der ganzen Glaubwürdigkeit der historischen Tatsachen zur virtuellen Realität" erklärt wird (15). Was also ist durch die auf dem höchsten Stand der globalen Kulturindustrie erfolgte Verfilmung der Schindler-Geschichte geschehen? Welche Mediatisierungen haben stattgefunden? Ich fasse in groben Zügen zusammen; damit will ich aufzeigen, was einer "naiven Lektüre" des Films verborgen bleibt, und zugleich, welche Möglichkeiten durch eine "bildungstheoretische Lektüre" des Films eröffnet werden (16).

 

Mediatisierungen

1. Der Roman des Australiers Thomas Keneally, auf dem das Drehbuch des Films basiert, geht auf ein zufälliges Zusammentreffen des Autors mit Leopold Pfefferberg, einem Überlebenden aus Schindlers Liste, in Los Angeles zurück. Der Roman verarbeitet dutzende, zum großen Teil gemeinsam mit Pfefferberg unternommene Interviews mit weiteren Überlebenden; sie stellen die Materialgrundlage für Keneallys Roman und notwendig zugleich eine erste Mediatisierung dar. Denn schon diese Interviews, in denen das Geschehen von den Betroffenen ja nach mehreren Jahrzehnten rekonstruiert wird, sind, wie man aus der Biographieforschung weiß, unvermeidlich immer auch Konstruktionen des wirklichen Geschehens (17). Die Interviewtranskripte selbst stehen für eine kritische Analyse, etwa mit den Mitteln der Biographieforschung, meines Wissens jedoch nicht zur Verfügung.

2. Eine zweite Mediatisierung bildet die romanhafte Verarbeitung der Interviews durch Keneally; sie setzt - ebenfalls unvermeidlich - Schwerpunkte in der Darstellung, augenfälligerweise zunächst durch ihre Konzentration auf die Person und die Handlungsweise Oskar Schindlers. Kontrastieren läßt sich Keneallys Roman unter anderem mithilfe der vergleichenden Lektüre von Stella Müller-Madejs autobiographischen Aufzeichnungen, die in der Übersetzung aus dem Polnischen erschienen sind; Müller-Madej "ist die einzige der 'Schindler-Juden', die ihre Geschichte aufschrieb" (18). Daneben kann man die kürzlich erschienene Sammlung von True Stories of the List Survivors der US-amerikanischen Journalistin Elinor Brecher vergleichend zu Rate ziehen, die unter dem Titel Schindler's Legacy erschienen ist (19).

3. Eine dritte Mediatisierung stellt das Drehbuch von Steven Zaillian dar. Von manchen Beobachtern wird es als "subtiler als der Roman" gelobt (20). Andere sagen, es grabe nicht sehr tief, und kritisieren als "entscheidenden Schönheitsfehler" des Drehbuchs, daß es nicht in der Lage sei, die handelnden Figuren wirklich mit Leben zu erfüllen (21); diese Kritik kam übrigens von seiten jüdischer Beobachter in den USA sehr häufig (22). Die Rolle Jitzhak Sterns etwa, des Buchhalters, komme in der Erzähltechnik über die einer leblosen Platzhalterin für die wirkliche Figur nicht hinaus; ihr Handeln wirke, als sei es bloß auf ein Ziel gerichtet; zu keinem Zeitpunkt empfinde man mit der Figur als einem menschlichen Wesen. Den gleichen Mangel könne man bei früheren Filmen von Zaillian beobachten, in denen er selber auch Regie geführt habe. Schindler werde als "Good Guy" dargestellt, der alles, was er tut, allein zum Wohle seiner Schützlinge tue: "Das Problem ist, solche Menschen gibt es nur im Film", heißt es in einer Kritik (23). Keneallys Roman vermittelt hier übrigens, zumindest in den anfänglichen Kapiteln, ein etwas differenzierteres Bild, indem Schindler nicht nur als der Ausnahmenazi, der moralische Mensch dargestellt wird, sondern eben auch als der auf Profit aus billiger Arbeitskraft sinnende kapitalistische Unternehmer.

4. Auch eine vierte Mediatisierung, die Kamera, deute ich nur kurz an. Hier gibt es Stimmen, die den extensiven Gebrauch der Handkamera loben wegen des Gefühls von Unmittelbarkeit, das dabei entstehe (24); dadurch, daß der Film in Schwarz- Weiß gedreht ist, sei "es leicht, zu vergessen, daß man nicht einen Dokumentarfilm sieht" (25); der Kameramann habe es hervorragend verstanden, Licht und Schatten zu nutzen und einzusetzen (26); hervorgehoben werden die Eingangs- und Schlußsequenz des Films, die in Farbe gedreht sind, und kaum ein Beobachter versäumt es, das Mädchen mit dem roten Mantel im ansonsten schwarz-weißen Krakauer Getto zu erwähnen, das später ermordet auf einem Karren liegt: "cinéma vérité" at its best, meint einer (27). Andere Stimmen gehen demgegenüber davon aus, daß gerade das Schwarz-Weiß "dazu dient, die kitschigen Züge des Films zu unterstreichen", daß seine Verwendung "ein recht stilisierendes Manöver ist", "ziemlich sentimental" wirke und darauf angelegt sei, künstlich "Alter und Historizität ebenso wie eine bestimmte Stimmung zu erzeugen" (28).

5. Zur Auswahl der Schauspieler. Hellmuth Karasek fragt in einem Spiegel- Gespräch den Regisseur, "Warum haben Sie so bewußt auf Hollywood-Schauspieler verzichtet?", und Spielberg antwortet: "Das Publikum sollte sich beim Sehen der Schauspieler nicht an andere Filme erinnern. Ich wollte, daß das Publikum auf die gleiche, direkte Weise in den Stoff gestoßen wird, wie es mir bei der Arbeit in Polen passierte. Ich wollte nicht, daß es sich in die Sicherheit seiner Erinnerung an andere abgesicherte Filme retten konnte" (29). Zur Korrektur dieser Erinnerung nur soviel: Die Rolle des Jitzhak Stern spielt Ben Kingsley, der vor einigen Jahren in einer großen Filmproduktion den Mahatma Ghandi verkörpert hat. Dazu Joachim Bruhn: "Woher der Mahatma? Hat nicht Spielberg dem Spiegel anvertraut, er habe 'nicht das geringste mit Manipulation zu tun haben' wollen, habe daher absichtlich keine bekannten Schauspieler genommen...? So etwas nennt man üblicherweise eine 'Freudsche Fehlleistung': Brillanter Techniker, der Spielberg ist, kann er zwar das bürgerliche Unbewußtsein der Zuschauer in Regie nehmen, aber nicht sein eigenes. The one and only Mahatma is the message" (30).

6. Ich übergehe vieles Weitere, das sich zu dem von Spielberg selbst über seine Motive Geäußerten und auch zum Film sonst noch sagen ließe, so etwa die Tatsache, daß Schindlers Liste eine äußerst unpolitische Interpretation des Holocaust offeriert (31). Nur einen Aspekt will ich nicht auslassen, nämlich den des libidinösen und des gewissermaßen 'moralischen' Unbewußten: "So als ob die Verpflichtung des Films auf hohe Seriosität sich nur durch die moralischen Konventionen der Hollywood-Filme einer früheren Ära zum Ausdruck bringen ließe, ist das Böse in Schindlers Liste durchweg mit Sexualität und körperlichen Freuden verbunden", schreibt Michael Bernstein, ein amerikanischer Literaturwissenschaftler. "Immer wieder werden dekadent schwelgende Nazis mit Hunger leidenden Juden kontrastiert (deren tödliche Hungersnot Spielberg klugerweise zu zeigen vermeidet, ohne Zweifel deshalb, weil dies technisch außerhalb der Möglichkeiten selbst der besten Experten für die Maske liegt). Und sogar Schindlers eigene rätselhafte Verwandlung vom zynischen Opportunisten zum heldenhaften Retter wird mit seiner allmählichen Lossagung von jeglichen sinnlichen Interessen verbunden. In dem Maße, in dem seine Sorge für die unter seinem Schutz stehenden Juden wächst, beendet Schindler die überbordenden Frauengeschichten und die extravagante Lebensführung, die sein früheres Leben kennzeichneten, um sich wieder seiner Frau zuzuwenden in einer Beziehung, die als wesentlich asexuell dargestellt wird. (Emilie Schindlers recht andersgelagerte Erinnerung an ihren Ehemann wird passenderweise, im Film wie in der Romanvorlage..., außer Acht gelassen.) Um die im Film gemachte Verknüpfung von Tugend und Askese noch zusätzlich zu unterstreichen, ist der einzige Jude, der in einiger Besonderheit gezeichnet wird - Jitzhak Stern, ein Buchhalter, der zum Wächter des moralischen Erwachens von Schindler wird - vollständig indifferent gegenüber allem Fleischlichen. So sehr beharrt Schindlers Liste auf didaktischen Simplifizierungen, daß er Moralität nur als stets absolut und homogen zeigen kann. In dem vereinfachten Universum dieses Films gibt es keinen Hinweis auf jene Grauzonen, über die Primo Levi mit großer Klarheit geschrieben hat, keine Bewußtheit über die lähmenden Entscheidungen und ethisch unerträglichen Alternativen, zu denen Juden durch ihre Quäler getrieben wurden und denen sie sich ständig gegenübergestellt sahen, wenn es ums Überleben in den KZs ging. Ob verzweifelt vor Hunger und Angst oder nicht, Spielberg zufolge müssen die Juden damit fortfahren, einander in jedem Fall und ausnahmslos beiseite zu stehen, denn in einem Film, dessen Darstellung von Gut und Böse derart simplifizierend ist, können sie nur dann, wenn sie ganz rein sind, angemessen als Sympathieträger fungieren" (32). Diese Feststellungen von Bernstein sind übrigens auch geeignet, die höchst zweifelhafte Semantik des Plakats zum Film, das aus den Werkstätten von Steven Spielbergs Amblin Entertainment Industries stammt, zu erhellen. Mit seiner nahezu faschistisch anmutenden Ästhetik erweist dieses Plakat - und sei es ungewollt - das Recht und die Macht des Stärkeren, auch dazu, sich gegenüber den Schwachen gelegentlich einmal milde zu zeigen.

7. Eine weitere Ebene der Mediatisierung, die vom Film und seiner individuellen wie offiziellen Rezeption untrennbar ist, stellt die Maschinerie des marketing solcher Kulturprodukte dar; mit diesem Stichwort sind nicht nur die Dimensionen der globalen kulturindustriellen Kommodifikation des Holocausts, also seine warenförmige Umwandlung in ein Medienereignis verknüpft, sondern auch die globalpolitischen Effekte des Films. Die Stationen dieser Vermarktung lassen sich anhand einer kleinen Chronologie nachverfolgen (33).

Chronologie der Vermarktung

Nach vielen gestreuten Informationen während der Herstellung des Films startet im Dezember 1993 eine konzentrierte publicity-Kampagne, in welcher Filmpromotion und Holocaust-Erinnerung eine unauflösliche Verbindung einzugehen beginnen. Einige ausgewählte Meldungen lauten - gekürzt - wie folgt:

Meldung 1: 'Cable News Network (CNN), Programm-Name: Showbiz Today, Abteilung Entertainment, Schlagzeile: Voraufführung von Spielbergs Schindlers Liste für Elite. Zusammenfassung: Präsident Clinton und eine Reihe weiterer namhafter Persönlichkeiten nahmen gestern Abend an einer Voraufführung von Steven Spielbergs Schindlers Liste teil. Der Film ist dem Andenken Oskar Schindlers gewidmet, der Tausende vor dem Holocaust bewahrte. Gäste im Studio: Steven Spielberg (Regisseur und Produzent), Liam Neeson und Ben Kingsley (Hauptdarsteller), Emilie Schindler (Witwe), Abraham Zuckerman (Überlebender).'

Meldung 2: 'American Broadcasting Corporation (ABC), World News Tonight. Steven Spielbergs Schindlers Liste erntet enthusiastische Kritiken. Der Film will weniger die Schrecken in den Mittelpunkt stellen als vielmehr die Öffentlichkeit über die Ursachen des Holocausts aufklären.'

Im Januar 1994 ist der Film in den amerikanischen Kinos und erhält erste Preise bei den Golden Globe Awards.

Meldung 3: 'CNN. Schindlers Liste als Meisterwerk bewertet. Ein CNN-Kritiker meint allerdings, der Regisseur setze in seinem Film den Horror genauso in Szene wie in seinen frühreren Werken die Magie.'

Meldung 4: 'WNET. Steven Spielbergs Film hat von den meisten Zuschauern und Kritikern begeisterte Zustimmung erhalten, aber einige Stimmen kritisieren die Art und Weise, wie der Film mit dem Thema Holocaust umgeht.'

Im Februar 1994 beginnt das großangelegte Rätselraten um die allesentscheidenden Oscar-Verleihungen.

Meldung 5: 'CNN. Die Filmakademie hat ihre Liste der Nominierungen für den Academy Award bekanntgegeben. An der Spitze der Nominierungen liegen Remains of the Day, Schindlers Liste und The Piano.'

Meldung 6: 'CNN. Wird 1994 das Jahr für Spielbergs Oscar? Regisseur Steven Spielberg ist begeistert von der Bewunderung zahlreicher Unterstützergruppen. Sein diesjähriger Erfolg Schindlers Liste steht in einer Reihe guter Filme an der Spitze und wird vielleicht einen Oscar gewinnen.'

Ab März 1994 dehnt sich die Filmpromotion auf den politischen Sektor im In- und Ausland aus. Die dabei erzielten publicity-Erfolge sichern Schindlers Liste einen unangefochtenen Platz unter den Spitzenkandidaten für die Oscar- Verleihung.

Meldung 7: 'CNN. Führende Politiker in New Jersey nutzen Sondervorführungen von Schindlers Liste für die Eröffnung der Diskussion über Rassismus. Gäste im Studio: Christine Todd Whitman (Governor von New Jersey), Steven Spielberg (Regisseur), Margit Feldman (Überlebende), Khalid Muhammad (Nation of Islam).'

Meldung 8: 'CNN. Spielberg nahm an den Premierenfeierlichkeiten für seinen Film in Israel teil. Der Film hat in dem Land Emotionen aufgewühlt und ist bei Israelis auf warme Zustimmung gestoßen.'

Meldung 9: 'CNN. Steven Spielbergs Schindlers Liste hat sieben Oscars gewonnen. Tommy Lee Jones gewann seinen ersten Oscar, Tom Hanks den Oscar für den besten Schauspieler.'

Meldung 10: 'CNN. Der Schauspieler Liam Neeson denkt gern an die Oscar-Nacht zurück. Der Star aus Schindlers Liste sagt, daß die Oscar-Zeremonie eine großartige Feierlichkeit sei. Niemanden kümmere so sehr, wer gewinnt oder verliert - der Abend selbst sei das Ereignis.'

Im April 1994 weisen Filmfachleute wie schon in früheren Jahren darauf hin, daß nach einer Oscar-Verleihung nur für den bestplazierten Film mit dem wirklich großen Geld zu rechnen sei.

Meldung 11: 'CNN. Der Verkauf von Eintrittskarten für Schindlers Liste ist nach der Oscar- Verleihung um 30 Prozent gestiegen. Mitbewerber um den Oscar mußten an den Kinokassen Verluste hinnehmen. Gast im Studio: David Horowitz (Marketing-Experte).'

Meldung 12: 'CNN. Der Holocaust ist das Thema in den Medien. Mittlerweile gibt es dazu eine kleine Serie bei PBS, eine Komposition klassischer Musik, zahlreiche künstlerische Darbietungen und den berühmten Film Schindlers Liste. Gäste im Studio: Steven Spielberg (Regisseur und Produzent), James Young (Gast-Kurator des Jüdischen Museums), Art Spiegelman (Cartoonist).'

Meldung 13: 'CNN. Teaching the Holocaust. Schüler einer Highschool und ihr Geschichtslehrer, die den Film gemeinsam angesehen haben, diskutieren über den Holocaust. Sie berichten, daß viele Jugendliche die Realität des Holocausts infragestellen.'

Meldung 14: 'CNN. Steven Spielberg sprach mit Schülern einer Highschool in Oakland über die Gefahren der Rassendiskriminierung. Dieses Ereignis löste ein landesweites Erziehungsprogramm aus, das von Spielberg gesponsort wird.'

Spätestens im August 1994 sind Vermarktung und 'Weltgeltung' des Films nicht mehr voneinander zu trennen. Der Film liefert die Metaphern, mit denen Ereignisse der Weltpolitik interpretiert werden.

Meldung 15: 'National Public Radio. Flüchtlinge aus Gorazde, die mit einem UN-Hubschrauber aus Sarajewo ausgeflogen wurden, berichten über die Schrecken der serbischen Angriffe. Die Geschichte eines serbischen Polizisten, der Moslems vor dem Tode bewahrte, erinnert Andy Bowers an Schindlers Liste.'

Und die letzte Meldung liefert noch einmal CNN: 'Spielbergs Erforschung des Holocausts ist mit seinem hochdekorierten Film nicht beendet. Einnahmen aus dem Film kamen der Gründung einer Organisation zugute, die die Biographien von Holocaust-Überlebenden dokumentieren soll.'

Diese Chronologie rund um Schindlers Liste macht deutlich, in welchem Maße der Holocaust als wirkliches Geschehen hinter dem Holocaust als virtueller Realität im Markt der Massenkultur zurücktritt. Zugleich kommt der Holocaust als wirkliches Geschehen aber auch wieder zum Vorschein, er reüssiert in der Konkurrenz um Inhalte, die die Bewußtseinsindustrien permanent produzieren, wie eine geschickt vermarktete Ware, und all dies geschieht paradoxerweise mithilfe eben jener skizzierten Mediatisierungen, die zugleich Immaterialisierungen von Geschichte und Realität sind.

Wie also kann man die Wirklichkeit des Holocausts für nachwachsende Generationen erweisen - diese eingangs formulierte Frage will ich abschließend in vier zusammenfassenden Thesen noch einmal aufwerfen.


Thesen

1. Ob es uns gefällt oder nicht: strukturell betrachtet besteht für die Nachwachsenden, die zur Zeit eines historischen Ereignisses nicht anwesend sind, kein Unterschied etwa zwischen der Landung von Astronauten auf dem Mond und einem Geschehen vom Ausmaß des Holocaust. In beiden Fällen ist der - z.B. pädagogisch intendierte - Prozeß der Vermittlung solchen Geschehens auf die Erkenntnis angewiesen, daß Geschichte und Realität in jeder Generation stets neu wahrgenommen, interpretiert und bewertet werden müssen. Die Mittel, die dazu zu Hilfe genommen werden können, sind jedesmal neu an den Adressaten der Vermittlung zu bemessen, nicht zuletzt also daran, welche Zugänge zur Wirklichkeit nachwachsenden Generationen heute zur Verfügung stehen.

2. Daraus ergibt sich als eine zweite These, daß es unangemessen und sinnlos wäre, die heute zur Verfügung stehenden Zugänge zur Realität nach Kategorien und Konventionen zu beurteilen, die vergangenen Epochen angehören. An dieser Stelle bietet sich das immer wieder erhellende Beispiel der Philanthropisten an, jener pädagogischen Reformer am Ende des 18. Jahrhunderts, die sich vehement gegen die Lektüre von Romanen, speziell durch Frauen und Heranwachsende, wandten. Um 1800 gaben Romane als neues Medium der Selbst- und Welterkenntnis den Stein des Anstoßes ab; heute sind sie aus dem Kanon allgemeiner Bildung bekanntlich kaum mehr wegzudenken.

3. Das heißt (wie immer und so auch im Fall von Schindlers Liste) nicht, daß jeder sich bietende neue Zugang zur Realität, jedes neue Medium, kritiklos hingenommen werden muß. Im Gegenteil. Gerade aus der Kritik neuer Zugänge entsteht die Fähigkeit zur analytischen Auseinandersetzung und Reflexion, nicht nur des Mediums selbst, sondern auch der je speziellen Realitätskonstruktion, die es betreibt (34). Die bundesdeutsche Presseberichterstattung zu Schindlers Liste bietet wenig Anhaltspunkte dafür, daß der Film den Nachwachsenden anders als in einer, wie ich es oben genannt habe, naiven Lektüre dargeboten worden wäre - wobei Politiker und Publizisten ein Übriges dazugetan haben, die Lektüre noch naiver zu machen. Wie nach vorliegenden Begleitmaterialien zu Schindlers Liste für den Schulgebrauch anzunehmen ist, bleibt die Lektüre naiv, solange die Kritik des Mediums - hier des Films und der Warenförmigkeit dieses Films - außen vor bleibt, offenbar weil man hofft, doch gewissermaßen bis zum Holocaust durchdringen zu können, ohne die Mediatisierungen, die mit dem Medium unauflöslich verbunden sind, mit zur Diskussion zu stellen.

4. Die Warenförmigkeit unserer Kultur ist eine Tatsache, über die wir seit Horkheimer/Adornos Dialektik der Aufklärung informiert sind, und diese Schrift ist fast so alt wie der Holocaust selber (35). Die daraus hervorgegangene kulturkritische Tradition hat längst darüber belehrt, daß die unvereinbar erscheinenden Elemente der Kultur, der Kunst und der Unterhaltung durch ihre Subsumption unter den einen Zweck, den Zweck der Vermarktung, auf eine einzige Formel gebracht werden: die Totalität der Kulturindustrie. Das dort versammelte Kapital erzeugt Reflexionswirklichkeiten, die in ihrer Faszination und Perfektion beispielsweise weit über das hinausgehen, was ein schulisch institutionalisiertes Bildungssystem heute zu finanzieren in der Lage wäre. Aber gerade im schulischen Bildungswesen besteht die Chance, auf die Fülle von dokumentarischem und literarischem Material zurückzugreifen, mit dessen Hilfe Schindlers Liste, der Film, gegengelesen werden kann. Es ist eine gänzlich mißverstandene pädagogische - oder muß man sagen: volkserzieherische - Haltung, die darin zum Ausdruck kommt, daß man zögert, diesen Film kritisch zu betrachten. Angesichts des Leids, auf das er verweist, werden sonst übliche intellektuelle Differenzierungen gern beiseite gesetzt. "Aber die Konfrontation mit dem Monströsen erfordert mehr, nicht weniger Klarheit, ein größeres Maß an Fähigkeiten, grundlegende Unterscheidungen zu treffen, und nicht, sie aufzugeben" (36). Die Auslassungen und Simplifikationen des Films willentlich zu übersehen, in der Hoffnung, daß der Film Menschen über den Holocaust belehrt, die sich sonst nicht mit ihm auseinandersetzen würden, verrät einen elitären und, bildungstheoretisch betrachtet, daher mehr als zweifelhaften Standpunkt.

 

Anmerkungen
(1) vgl. Barry Joseph: Comforting Nightmares. A Meditation on Schindler's List, Holocaust Memories and Jewish Liberation. In: Response. A Contemporary Jewish Review, Spring/Summer 1994, S. 4-14, hier: S. 7.
(2) Elliot Neaman: French Amnesia. The Holocaust, Revisionism and Postmodernism. In: Response. A Contemporary Jewish Review, Spring/Summer 1994, S. 15-20, hier: S. 16.
(3) Der Spiegel 12/1994, S. 98. Auch in: Arbeitshilfen zum Film Schindlers Liste. Zusammengestellt vom Filmreferat der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 1994. Der kleine Seitenhieb auf die genannte Institution hat natürlich sofort die Lacher auf seiner Seite. Die dort zusammengestellten Materialien geben jedoch einen guten Überblick über die Presse des Films, und speziell die von Herbert Heinzelmann entwickelten 'Fragestellungen zur Diskussion des Films' eröffnen eine medienkritische Perspektive, die nichts zu wünschen übrig läßt.
(4) Von einigen Seiten wird allerdings bezweifelt, daß der Film die Saison überleben wird; vgl. z.B. Jason Epstein: Rethinking Schindler's List. In: The utne reader n. 64, 1. Juli 1994, S. 136-137, Stephan Sattler: Spielbergs Triumph. In: Focus 13/1994, S. 96-97.
(5) Thomas Keneally: Schindlers Liste. Roman. Aus dem Englischen von Günther Danehl. (1983) München 1994, Klappentext.
(6) Fritz Göttler: Bilder töten die Imagination. "Schindlers Liste" in Claude Lanzmanns Sicht. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 53, 5. März 1994.
(7) Siegfried Kohlhammer: Anathema. Der Holocaust und das Bilderverbot. In: Merkur Nr. 6/1994, S. 501-509, hier: S. 501, 504f.
(8) Ich verwende den Begriff der Kommodifikation im Sinne von Fredric Jameson: The Geopolitical Aesthetic. Cinema and Space in the World System. London 1992. - Breite Verwendung, meist in englischer Aussprache, findet der Begriff Holocaust im deutschen Sprachraum übrigens erst seit der hiesigen Ausstrahlung der gleichnamigen US-amerikanischen Fernsehserie.
(9) Frank Schirrmacher: Schindlers Liste. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. März 1994, S. 1.
(10) Verbilligter Kinobesuch für Schüler. In: taz, 10. März 1994; vgl. zur Kritik aus pädagogischer Sicht Elke Warmbt, Rolf Hock: Mit einer Schulklasse in "Schindlers Liste". Verordnete Betroffenheit oder Raumschaffen für echte Fragen? In: Politisches Lernen Heft 1.2/1994, S. 147-156.
(11) vgl. Der Spiegel 12/1994, S. 98; Neue Zeit, 7. 3. 1994, S. 4.
(12) Aus der Perspektive US-amerikanischer Gegenöffentlichkeit polemisch dazu Peter Travers: Oscar Blindness. In: Rolling Stone n. 678, März 1994, S. 99-100.
(13) Michael André Bernstein: The Schindler' List Effect. In: The American Scholar, Summer 1994, vol. 63, n. 3, S. 429-432, hier: S. 431.
(14) Rolf Paasch: Wo die Gewalt vor der eigenen Haustür beginnt. In: Frankfurter Rundschau Nr. 50, 1. März 1994; vgl. auch Christine Schoefer: Geschichtsstunde im Kino. In: Freitag Nr. 7, 11. Februar 1994.
(15) Joachim Bruhn: Liebe und Verwertung. Steven Spielberg und die virtuelle Realität des Nationalsozialismus. In: Schindlerdeutsche. Ein Kinotraum vom Dritten Reich. Herausgegeben von der Initiative Sozialistisches Forum. Freiburg 1994, S. 135-147, hier: S. 139.
(16) Zahlreicher treffender pädagogischer Beobachtungen ungeachtet entgehen Warmbt/Hock, a.a.O., der Gefahr einer naiven Lektüre des Films nicht ganz. Eher in die von mir gemeinte Richtung zielt Bodo v. Borries: Geschichte im Spiel- und Dokumentarfilm. Fach- und mediendidaktische Überlegungen. In: Medien, Sozialisation und Unterricht. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 287. Bonn 1990, S. 69-97.
(17) vgl. dazu auch James E. Young: Writing and Rewriting the Holocaust; dt. unter dem Titel: Beschreiben des Holocaust - Darstellung und Folgen der Interpretation. Frankfurt am Main 1992, und das Gespräch zwischen Young und Maximilian Preisler: Die Erinnerung als Staatsgebrauch. In: Frankfurter Rundschau Nr. 18, 21. Januar 1995, S. ZB2.
(18) Stella Müller-Madej: Das Mädchen von der Schindler-Liste. Aufzeichnungen einer KZ-Überlebenden. Augsburg 1994; vgl. dazu die Rezension von Elke Schmitter: Eine Nacht im Totenhaus. In: Die Zeit Nr. 49, 2. Dezember 1994, S. 14.
(19) Elinor J. Brecher: Schindler's Legacy. True Stories of the List Survivors. With a Foreword by Thomas Keneally. Plume Book (Penguin Books USA Inc.) 1994.
(20) vgl z.B. Mark R. Leeper: Schindler's List. A film review. In: Internet, WWW, Movie Database at Cardiff, UK (im Januar 1994), (inzwischen, d.h. 6/1999: http://uk.imdb.com/); ähnlich Maurice Yacowar: Schindler's Film. In: Queen's Quarterly vol. 101, n. 1 (Spring 1994), S. 35-46, hier: S. 36f.
(21) Eric Walker: Schindler's List. A film review. In: Cardiff Movie Database, a.a.O., 5. Januar 1994. Die profundeste Kritik des Films, auch unter diesem Aspekt, enthält Bernstein a.a.O., S. 429f; hier geht er geht der Frage nach, warum Schindlers Liste sich so gemein mache mit jener Hollywoodkonvention, derzufolge Katastrophen in erster Linie vom Standpunkt der Täter dargestellt würden.
(22) so Estelle Gilson: On 'Schindler's List'. In: Congress Monthly vol. 61, n. 2, 1. Februar 1994, S. 10-13, hier: S. 11.
(23) Walker a.a.O.
(24) Leeper a.a.O.
(25) Richard Montanari: Schindler's List. A film review. In: Cardiff Movie Database, a.a.O., 22. Dezember 1993.
(26) James Berardinelli: Schindler's List. A film review. In: Cardiff Movie Database, a.a.O., 7. Dezember 1993.
(27) Bill Morrison: Review of Steven Spielberg's Schindler's List. In: Cardiff Movie Database, a.a.O.
(28) Jeffrey K. Olick: Spielberg's Holocaust. The Politics of Schindler's List. In: New Politics vol. 5, n.1, S. 163-166, hier: S. 164.
(29) Hellmuth Karasek im Gespräch mit Steven Spielberg. In: Der Spiegel Nr. 8/1994, S. 186.
(30) Joachim Bruhn a.a.O., S. 145, Anm. 1.
(31) Diesen Aspekt hat insbesondere Olick a.a.O. herausgearbeitet.
(32) Bernstein a.a.O., S. 429f; in ähnliche Richtung zielt die Argumentation von Bruhn a.a.O. sowie von Olick a.a.O., S. 164.
(33) Die Einzelheiten dazu entstammen einer im Internet zugänglichen US- amerikanischen Datenbank; diese enthält über einhundert Meldungen aus der Medienberichterstattung zum Film in den USA, mithin also bei weitem nicht die Gesamtzahl aller dortigen Meldungen; Internet, Telnet, Colorado Alliance of Research Libraries [pac.carl.org], Journal Graphics.
(34) vgl. dazu auch den instruktiven Artikel von Jutta Brückner: Die Technik der Wahrnehmung. In: Freitag Nr. 4, 20. Januar 1995, S. 11.
(35) Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main 1973 (zuerst erschienen in Amsterdam 1947).
(36) Bernstein a.a.O., S. 430; vgl. auch Wolfram Schütte: Wie Schindler unter deutsche List kam. In: Frankfurter Rundschau Nr. 100, 30. April 1994.

Website: IL. Letzte Änderung: 30. Juni 2000