Andrea Liesner/ Ingrid Lohmann (Hrsg.):

Bachelor bolognese - Erfahrungen
mit der neuen Studienstruktur

978-3-86649-281-3
Erscheinungsjahr: 2009
208 Seiten

"[...] Der vorliegende Sammelband ist ein innovativer Beitrag für die Diskussion um die Hochschule der Gegenwart und ihre Kritik. Diese spannende Publikation zeigt, was Studierende zu leisten imstande sind, wenn man sie lässt. Insgesamt haben die Herausgeber_innen hier eine sehr gelungene Zusammenstellung kontroverser Positionen zur Hochschule der Gegenwart vorgelegt, die disziplinäre Grenzen überschreitet und als Bereicherung des Diskurses um die Idee der Universität gelten kann."
                            
Rezension von Jennifer Ch. Müller, Uni Gießen

"[...] Die starke Verschulung der Studiengänge [...] und die insgesamt doch als sehr bürokratisch empfundenen Vorgaben der Akkreditierungsagenturen in Zusammenspiel mit Vorgaben weiterer Akteure wie Ministerien und EU-Bürokratie werden auf den Punkt gebracht."
                            
Johannes C. Müller, Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium, in: DGWF - Hochschule und Weiterbildung 2/2010

"Zehn Jahre Bologna und die Diskussion nimmt kein Ende. Das liegt daran, dass die Reformen voranschreiten und ihre Konsequenzen deutlicher werden. [...] Bologna steht für bedeutende soziale Veränderungen in einem Teilsystem der Gesellschaft. Daher arbeiten einige bereits an einer 'Soziologie des Bologna-Prozesses'. Diese könnte sich als empirische Erforschung von Veränderungen der Bildungsinstitutionen und des Hochschulalltags bewähren (Serrano-Velarde 2009). Bevor man jedoch zur empirisch-analytischen Routine übergeht, sollten die soziologisch-kritischen 'Hausaufgaben' erledigt werden: Es geht darum, den Bologna-Prozess in größeren Zusammenhängen zu reflektieren - als Symptom eines umfassenden Strukturwandels der Gesellschaft. Dazu bietet eine unlängst erschienene Sammlung von 'Erfahrungen mit der neuen Studienstruktur' eine gute Gelegenheit, zumal darin neben Soziologen auch Erziehungswissenschaftler ihre vorläufigen Bilanzen ziehen (Liesner, Lohmann 2009)."
                  
Berthold Oelze: Für eine kritische Soziologie des Bologna-Prozesses.
In: Soziologie 39 (2010) 2, 179-185, 179.

"Bachelor Bolognese bietet für diese notwendige Auseinandersetzung entscheidende Anknüpfungspunkte. In seiner Gesamtheit ist es ein erschütterndes wie aufforderndes Buch, das „Prinzip Bologna“ nicht einfach nur geschehen, sondern kritisch in den Blick zu nehmen. Neben der bildungspolitischen Diskussion werden dabei auch Fragen von bildungstheoretischer Relevanz aufgeworfen, die die Reformmaßnahmen auf ihren gesellschaftlichen Gehalt befragen. In der Analyse der unterschiedlichen Statusgruppen auf die Vermarktungslogik der Reform, treten dabei Strategien der Selbststeuerung zu Tage, die auch vor ihren Trägern, den Subjekten, nicht Halt machen. Mit dem Ansatz das eigene Involviertsein in den Verwertungsprozess der Bildung zu thematisieren, bewahren sich die Autoren-/innen ein subversives Moment, das sich der Funktionalisierung zumindest partiell entzieht, denn jede Verwertungslogik braucht einen Ermöglichungsraum."
                   
Bärbel Kühner: Rezension, in: EWR (2010), Nr. 5

"Alles in allem bietet der Sammelband eine gute Einführung in die Bologna-Wirrnis und vertieft Brennpunkte und Sackgassen der Reform. Dies ist insbesondere den engagierten studentischen Beiträgen zuzuschreiben, denen als Betroffene bislang vergleichsweise wenig Raum eingeräumt wurde. In ihren Einwürfen wird besonders das Spannungsfeld deutlich, das durch Bologna-Maßgaben und Studienalltag generiert wurde. Überaus lesenswert sind ferner jene Beiträge, die einen originellen und erfrischenden Zugang zur Thematik wählen."
               
Pädagogische Rundschau (2009) Nr. 6,
               zit.n. Barbara Budrich-Verlagsanzeige 2010

"Andrea Liesner e Ingrid Lohmann, catedráticas de ciencias de la educación en la Universidad de Hamburgo, han editado recientemente un libro que recoge con el título de El graduado a la boloñesa - experiencias con la nueva estructura universitaria una serie de trabajos que se presentaron en un seminario cuyo tema fue el proceso de Bolonia y sus consecuencias. Las reflexiones de los representantes de toda la comunidad universitaria de habla alemana - catedráticos, personal docente e investigador y estudiantes - resultan de sumo interés para personas vinculadas a la educación superior en España, porque reflejan una situación que se producirá próximamente en el sistema universitario español, aún restando algunos factores idiosincráticos de las universidades alemanas. Hasta cierto punto es sorprendente que las universidades germanas estuvieran entre las primeras que emprendieron unas reformas que modifican su sistema tradicional de una forma bastante radical. La mayoría de las voces reunidas en el tomo acompañan los cambios introducidos en las universidades con un distanciamiento crítico muy pronunciado, aunque se incluyen también opiniones - no muy frecuentes - que destacan las nuevas oportunidades implícitas a las reformas. Ningún trabajo se declara de principio opuesto a los objetivos formulados en la declaración de Bolonia del 19 de junio de 1999 que constituye el inicio de las actividades nacionales para crear el espacio europeo de educación superior hasta el año 2010. Las críticas se centran en determinados aspectos de la adaptación de estos objetivos llevada a cabo en las universidades de habla alemana. Llama la atención que los diversos autores, tanto los detractores como los partidarios de las reformas, recurren frecuentemente a los mismos argumentos, aunque los presenten con una intensidad variada y apoyando puntos de vista diferentes."
             
Christian Roith, in: Historia de la Educación, 29 (2010), 419-422, 419f.

 

 

  INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort
Konrad Paul Liessmann
Hochschullehrer, Philosophie, Wien

Einleitung
Andrea Liesner und Ingrid Lohmann
Hochschullehrerinnen, Erziehungswissenschaft, Hamburg 11


  I   Über Risiken und Nebenwirkungen

"Wie motivier' ich meinen Bachelor?"
Volker Stein
Hochschullehrer, Betriebswirtschaftslehre, Siegen

Die Dualisierung von Lehre und Forschung: Durchsetzungsstrategie und Konsequenzen
Ursula Link-Heer
Hochschullehrerin, Romanistik, Wuppertal

Bologna in der Schweiz: Bürokratisierung und Vermarktung des Wissens
Hans-Ulrich Jost
Hochschullehrer, Neueste Geschichte, Lausanne

Bachelor à la Suisse: Die langen Wege in der kleinen Schweiz
Christian Schneijderberg und Sarah Gerhard
Studierende, Soziologie, Kassel / Bern

"Keine Rose ohne Dornen!" - Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der neuen BA-MA-Studienstrukturen
Franzjörg Baumgart
Hochschullehrer, Erziehungswissenschaft, Bochum

  
  II   Zur Problematik des Berufsbezugs

Berufsfassaden - der BA als "berufsqualifizierender Abschluss"
Clemens Knobloch
Hochschullehrer, Germanistik, Siegen

Erfolg auf Schiene oder Schmalspur-Akademiker/innen? Von der Implementierung des BA Bildungswissenschaft an der Universität Wien
Christine Rabl
Mittelbau, Erziehungswissenschaft, Wien

"… umso schlimmer für die Wirklichkeit." Im Bologna-Prozess ignorieren fast alle Beteiligten die Realität in den deutschen Hochschulen
Wolfgang Neef
Hochschullehrer, Ingenieurswissenschaften, Berlin

  
   III   Diskurskritiken

Chancen durch Bildung? Eine Diskurskritik
Stephan Münte-Goussar, Susanne Spieker und Anke Wischmann
Mittelbau, Erziehungswissenschaft, Hamburg

Wie Fische im Netz? Irritationen aus dem Europa des Wissens
Juliane Jendis
Studentin, Philosophie, Zürich


   IV   Die nächste Studienreform

Endlich scheinfrei! Eine studentische Sicht auf die Studienreform
Katrin Becker, Fabian Fritz, Nissar Gardi und Sinah Mielich
Studierende, Erziehungswissenschaft, Hamburg

Über Bologna-Prozess und GATS zum privatisierten europäischen Hochschulraum
Isidor Wallimann
Hochschullehrer, Soziologie, Basel

Die nächste Universitäts-Reform kommt bestimmt
Heinz Steinert
Hochschullehrer, Soziologie, Frankfurt am Main


Über die Autorinnen und Autoren

R
E
Z
E
N
S
I
O
N

Tilman Reitz (Jena), in: Das Argument Nr. 286 (2010):

[...]
Der als Bologna-Prozess eingeleitete Umbau der Hochschulen ist in Deutschland knapp vor seiner geplanten Vollendung in das Stadium geraten, das Kritiker wie Heinz Steinert (in Liesner/Lohmann, 191-202) bereits seit einiger Zeit voraussagen: die Reform der Reform. Wollte man bis 2010 flächendeckend Kreditpunkte und Module eingeführt, Bachelor- und Masterstudiengänge aufgebaut, überprüft und akkreditiert haben, veranlassten bereits die Studierendenproteste vom Herbst 2009 die Kultusminister und Hochschulrektoren, tendenziell unstudierbare Neuerungen zurückzunehmen. Der Bachelor wird jetzt nicht mehr überall in sechs Semester gepresst, nicht mehr jede Lehrveranstaltung muss abgeprüft werden. Wie dagegen die allgemeinen Reformorientierungen – zumal ihre inzwischen alt aussehenden neoliberalen Anteile – zu korrigieren wären, ist weiterhin offen und nicht einmal Gegenstand einer konturierten Debatte. In dieser Situation könnte es helfen, die Grundlinien der Bologna-Kritik zu sichten, die inzwischen eine eigene Literaturgattung zwischen Feuilleton, Stammtisch und Wissenschaft bildet. [...]
       Die hier betrachteten Publikationen nehmen die Hochschulreform von verschiedenen Seiten aus kritisch in den Blick. Die jeweils bezogene Position entspricht dabei recht genau der Zusammensetzung der AutorInnengruppen: [...] während bei Liesner und Lohmann alle Statusgruppen über verbesserte Studienbedingungen reflektieren. In vielen kritischen Punkten sind sich die Bände einig: Durchgängig monieren die Beiträge wachsende Bürokratie, unsinnige Prüfungsdichte, überregelte Studienstrukturen, verhinderte Mobilität, entwertete Abschlüsse, eingeschränkte Forschungsfreiheit, die Widersprüche von alledem zu den 1999 in Bologna erklärten Zielen und ein falsches Verständnis des angloamerikanischen Vorbilds. Die jeweils dominierenden Forderungen [...:] brauchbare akademische (Aus-) Bildung für möglichst viele im Bachelor bolognese. [...] Insgesamt sind die Ansätze zu einer Reform der Reform aber fest in interessen- und klientelpolitischen Lagern verankert. Die Frage ist daher, wie konsequent und wie bündnisfähig sich der Bologna-Komplex von diesen Standpunkten aus in Frage stellen lässt. Ganz links und in der konservativen Mitte zeichnet sich Kompromissbereitschaft ab.
       
Liesner und Lohmann halten die »fundamentale Kritik [...], die mit dem Europäischen Hochschulraum das Ende der Universität gekommen sieht«, ebenso wie »pathetische Bekenntnisse zu ›Bologna‹« für »wenig geeignet, die Suche nach konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten der Universität zu intensivieren « (17f). Konkret leuchtet vielen Autoren in ihrem Band ein, dass die akademische Ausbildung der Zukunft tatsächlich eine ›Berufsorientierung‹ bieten sollte. Als höchst fragwürdig wird dagegen die Ausführung begriffen: »Die Rechnung des Kapitals, es sei in der gegenwärtigen Konstellation ein Leichtes, die allgemeinen Teile einer jeden modernen Berufsausbildung teils auf die öffentliche Hand, teils auf die auszubildenden Selbstzahler zu verlagern (...), kann und wird nicht aufgehen. Wer ein paar ›berufsbezogene‹ Kurse an einer Universität absolviert hat, der ist damit keineswegs auf das berühmte Berufsleben vorbereitet.« (Clemens Knobloch in Liesner/Lohmann, 108) [...]